Gedenkstätte Ahrensburger Straße – würdige Erinnerung ermöglichen

Die Wandsbek-Koalition möchte die beiden Gedenkorte an der Ahrensburger Straße, welche an die Opfer des KZ Wandsbek erinnern, miteinander verbinden und so sichtbarer im öffentlichen Raum werden lassen. Bisher werden die beiden Gedenkorte durch einen hohen Zaun voneinander getrennt. Dadurch entsteht nicht nur ein uneinheitliches Bild, sondern auch ein unwürdiger Rahmen für eine lebendige Erinnerungskultur.

Um eine würdige Erinnerung an die Gräueltaten der NS-Zeit an diesem Ort in unserem Bezirk zu ermöglichen, sollen die Verwaltung und zuständige Fachbehörde prüfen, wie die beiden Gedenkorte miteinander verbunden werden können. Dies würde auch der jährlich am 29. August vom Freundeskreis der KZ Gedenkstätte Neuengamme veranstalteten Gedenkfeier zu Gute kommen. Über die Ergebnisse soll dem Ausschuss für Haushalt, Kultur und Sport berichtet werden.

„Mich bewegt sehr, dass an der Ahrensburger Straße Frauen unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten. Einige haben dort sogar ihr Leben und das ihrer Kinder verloren. Die beiden Gedenkorte dürfen nicht voneinander abgeschottet sein. Erinnerung braucht Offenheit und Sichtbarkeit. Darum wollen wir die beiden Gedenkstätten verbinden und so einen würdigeren Rahmen für das Gedenken schaffen – damit die Geschichten der Opfer nicht verblassen und kommende Generationen daraus lernen können.”

Katja Rosenbohm, Spitzenkandidatin

Katja Rosenbohm

Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen Fraktion

Der Antrag

Hintergrund

Auf dem Gelände der damaligen Drägerwerke Lübeck in Wandsbek wurde im Sommer 1944 bis Mai 1945 ein KZ-Außenlager des KZ Neuengamme eingerichtet. Über 500 weibliche Gefangene aus dem KZ Ravensbrück, die ins KZ Wandsbek „überstellt“ wurden, mussten hier Zwangsarbeit für die Herstellung von Gasmasken leisten. Im März 1945 wurden weibliche Häftlinge dieses Außenlagers seitens der Drägerwerke Versuchen in mehreren Hamburger Luftschutzbunkern ausgesetzt, um zu erforschen, „wie lange Menschen in einem gasdichten Luftschutzraum ohne Belüftungsanlage überleben können“.

Aufgrund von schweren Misshandlungen starben während des Lagerbestehens mehrere weibliche KZ-Häftlinge und zwei Frauen wurden „auf der Flucht erschossen“. Die Russin Raja Ilinauk wurde, nachdem sie eine Gussform fallen ließ, wegen „Sabotage“ am 29. August 1944 im Lagerbereich gehängt. Für Raja Ilinauk wurde in der Ahrensburger Straße 161 vor dem KZ- Außenlager ein Stolperstein verlegt und in Hamburg-Jenfeld eine Straße – Raja-Ilinauk-Straße –nach ihr benannt. An diesem Tag findet heute jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung statt, die von der Bezirksversammlung Hamburg-Wandsbek und von Bezirkspolitikern unterstützt wird.

Nach Aufgabe der gewerblichen Nutzung entstand 2004/05 auf dem Gelände die Wohnsiedlung An der Rahlau. Gemäß einer entsprechenden Auflage des Bezirksamts Wandsbek schuf der Bauträger unter Einbeziehung von Zaunpfählen und eines erhaltenen Waschtrogs sowie einigen Gedenktafeln eine kleine Gedenkanlage. Die Ausführung und fehlende Wegweisung riefen öffentliche Kritik hervor, die 2007 zu einer ersten Überarbeitung führte. Inzwischen gibt es einen Wegweiser an der Ahrensburger Straße und über einen Parkplatz gelangt man auf einem Weg durch die Wohnanlage zur Gedenkstätte.

Um einen besseren öffentlichen Zugang zu gewährleisten, entstand im Jahr 2010 direkt neben dem ehemaligen Lagergelände auf öffentlichem Grund durch die Stadt Hamburg eine neue erweiterte Gedenkstätte. Mit ihrer Grundform eines gleichschenkeligen Dreiecks nimmt die Gedenkstätte Bezug auf die Winkel, mit denen die SS die KZ-Häftlinge an ihrer Kleidung nach den vermeintlichen Haftgründen kennzeichnete. Die Namen der im KZ Drägerwerk inhaftierten Frauen sind auf sechs Granitsteindreiecken zu lesen. Das Mahnmal, das zwei ineinander verwobene und in Ketten gelegte Dreiecke zeigt, wurde im Rahmen eines Kunstkurses am Charlotte-Paulsen-Gymnasium von zwei Schülerinnen entworfen.