Zeitlich begrenztes Projekt autoarmes Volksdorf

Was ist geplant? Wie geht es weiter?

Ende April 2020 hat die Bezirksversammlung Wandsbek dem Antrag von GRÜNEN und SPD zugestimmt, ein mehrwöchiges Pilotprojekt zum autoarmen Volksdorf im Sommer 2021 durchzuführen. Die Corona-Pandemie machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, so dass die Realisierung auf 2022 verschoben wurde. Seitdem sind Gerüchte und Falschmeldungen im Umlauf, die das Projekt schlechtreden wollen. Vor allem der Wegfall von etwa 70 Parkplätzen während des achtwöchigen Projektzeitraumes wird kritisiert.

Die Fakten: Das Modellquartier in Volksdorf ist auf die Straßen Im Alten Dorfe und Claus-Ferck-Straße zwischen Dorfwinkel und Uppenhof begrenzt. Der Straßenzug soll von April bis Juni 2022 temporär umgestaltet werden, so dass Fußgänger mehr Platz haben und kein Parksuchverkehr mehr stattfindet. Der Verkehrsversuch soll ohne aufwendige Umbaumaßnahmen realisiert werden. Dazu werden die etwa 70 Parkplätze entlang der beiden Straßen aufgehoben und mit Blumenkübeln, Podesten für Außengastronomie und Bänken gestaltet. Weiterhin werden Behindertenparkplätze, Taxistandflächen und Halteplätze für den Lieferverkehr und Kiss & Ride Plätze z.B. für die Arztpraxen sowie weitere Fahrradstellplätze vorgehalten. Der Durchgangsverkehr wird nicht eingeschränkt, die Straße aber auf 4,50 Meter eingeengt, damit kein Halten am Straßenrand mehr möglich ist. Nach der achtwöchigen Projektphase werden die Straßen wieder in ihren Ursprungszustand versetzt.

Seit Oktober hat es zahlreiche Beteiligungsverfahren, Infostände und Workshops mit den Volksdorfern und Anliegern in der Claus-Ferck-Straße/Im Alten Dorfe gegeben. Viele Ideen und Wünsche wurden an das Klimaschutzmanagement im Bezirksamt, das für die Durchführung verantwortlich ist, herangetragen. Am 19. November ist eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse dieser Zusammenarbeit geplant.

Jan-Hendrik Blumenthal, Regionalsprecher für die Walddörfer der GRÜNEN-Fraktion: „Die Idee den Dorfkern von Volksdorf lebenswerter, mit mehr Aufenthaltsqualität und weniger Autos zu gestalten ist bei uns nicht vom Himmel gefallen. Bereits im November 2019 sind wir mit den Volksdorfer*innen ins Gespräch gekommen. Hier wurden erste Ideen ausgetauscht und wertvolle Hinweise für das Pilotprojekt gesammelt. Vor allem junge Leute aber auch Eltern von Kleinkindern und ältere Menschen wünschen sich mehr Platz. Wir wollen mit dem Projekt ‚Flaniermeile Volksdorf‘ die Attraktivität des Ortskerns stärken und gegenüber dem Onlinehandel konkurrenzfähig halten. Wir erhoffen uns von der Versuchsphase, dass möglichst viele Bürger*innen den verkehrsarmen Ortskern von Volksdorf schätzen lernen. Wichtig ist uns, eine Lösung zu finden, von der möglichst viele profitieren. Durch das Pilotprojekt kann sich das Zentrum der Walddörfer neu erfinden und über den Stadtteil hinaus als nachahmenswertes Beispiel dienen. Um möglichst viele Volksdorfer*innen von dem Projekt zu überzeugen und über den aktuellen Stand zu informieren hat die Verwaltung die Webseite www.flaniermeile-volksdorf.de eingerichtet. Eine begleitende Überprüfung und Evaluierung soll anschließend Erkenntnisse über eine mögliche Dauerlösung liefern.“

Peter Pape, Regionalsprecher für die Walddörfer der SPD-Fraktion: „Die Bedenken und Hinweise der Gewerbetreibenden und des Verbandsvertreters (Verband der Mittel- und Großbetriebe des Einzelhandelsverbandes Nord e.V. – VGM) stellen einen wichtigen Faktor bei der weiteren Planung dar. Daher müssen sie stärker als bisher einbezogen werde. Dies könnte z.B. durch die Einrichtung eines Runden Tisches u.a. mit den politischen Parteien geschehen. Erfreulich ist die Aussage des VMG-Vorsitzenden, Volker Tschirch, dass die von ihm vertretenen Gewerbetreibenden neuen Ideen nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen. Auf dieser Basis wollen wir eine einvernehmliche Versuchsphase gestalten, damit für alle eine verbesserte Nutzung der Wege- und Parkflächen erreicht wird.“

Hintergrund:
Andere Städte und Gemeinden und auch Modellquartiere in Hamburg haben gezeigt, dass sich die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert, wenn Autos nur noch begrenzten Zugang zu Straßen bekommen, die vor allem von Fußgängern genutzt werden. Auch die Geschäfte profitieren von der entspannten Einkaufsatmosphäre, weil sich die Menschen hier länger aufhalten. Wie in vielen Stadtteilzentren haben auch in Volksdorf Fußgänger zu wenig Platz auf den schmalen Gehwegen, Radfahrer werden übersehen und auch die Autofahrer sind mit der Situation unzufrieden. Der Parksuchverkehr behindert das entspannte Einkaufen, Autoabgase stören die Menschen, die ein Eis oder Kaffee und Kuchen vor den Geschäften genießen. Gerade während der Corona-Pandemie ist das Abstandhalten zueinander noch wichtiger geworden. Der öffentliche Raum ist jedoch begrenzt. Seit vielen Jahren gibt es in Volksdorf immer wieder Initiativen, die die Verkehrssituation im Dorfkern verbessern wollen. Bereits im Jahr 2007 wurden mit dem ‚Städtebaulichen Rahmenplan Volksdorf‘ umfangreiche Planungen vorgestellt, die jedoch nur teilweise umgesetzt worden sind. Bereits damals gab es den Vorschlag, die Claus-Ferck-Straße zu einer Fußgängerzone mit eingeschränkter Verkehrsnutzung umzuwidmen. Das integrierte Klimaschutzkonzept für Wandsbek empfiehlt ebenfalls den Volksdorfer Ortskern zu einem Flanierquartier umzugestalten.